SG mit dem HC Mutschellen: Zusammen aufwärts

Wohlen und Mutschellen bilden eine Spielgemeinschaft in der 2. Liga

Es ist offiziell. Nach dem Abstieg ihrer Erstligateams werden der HC Mutschellen und Handball Wohlen künftig eine Spielgemeinschaft bilden. Ziel ist ein Team, das langfristig in der 1. Liga bestehen kann. Die Zusammenarbeit im Nachwuchs zeigt, dass Potenzial in der Region vorhanden ist.

Josip Lasic, Wohler Anzeiger

Andjelko «Alex» Milosevic bringt das Ziel der Spielgemeinschaft zwischen Wohlen und Mutschellen auf den Punkt: «Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem niemand auf die Idee kommen muss, von hier wegzugehen. Der ehemalige Nationalliga-A-Spieler wird Cheftrainer der SG Wohlen/Mutschellen. Der HC Mutschellen und Handball Wohlen spannen nach dem Abstieg ihrer Fanionteams aus der 1. Liga zusammen. Die Vereine bleiben weiterhin bestehen, doch bei den Aktiven will man künftig dem Nachwuchs Gefässe bieten, um Spitzenhandball spielen zu können. Milosevic, zuletzt bei den Frauen des HV Herzogenbuchsee in der Nationalliga A tätig, sagt: «Normalerweise beginnen solche Zusammenschlüsse und Gemeinschaften bei den Aktiven und werden dann auf die Juniorenteams ausgeweitet. Hier ist es umgekehrt.»

Zwei Jahre ist es her, dass die drei Freiämter Handballvereine HC Mutschellen, Handball Wohlen und der TV Muri unter dem Namen «SG Freiamt Plus» ihre Zusammenarbeit vertieft haben. Mit Erfolg. Sowohl bei den U17als auch bei den U15-Junioren kämpft das Team der «SG Freiamt Plus» um den Aufstieg in die Elite-Klasse, die höchste Stufe im Juniorenhandball. Morgen Samstag, 16 Uhr, bestreitet die U15 in der Bachmattenhalle in Muri ihr erstes Aufstiegsspiel gegen BSV Future Bern. Um 18 Uhr spielen dann die U17-Junioren gegen die HSG Nordwest. «Es macht keinen Sinn, im Nachwuchs so starke Teams aufzubauen und sie dann, sobald sie zu den Aktiven kommen, auseinanderzureissen», sagt Handball-Wohlen-Präsident Andreas Stierli. «Dann haben wir bei den Junioren eine Spitzenmannschaft, bei den Erwachsenen aber nur drei halbherzige Lösungen.»

In der vergangenen Saison konnte sich der TV Muri im Gegensatz zu Wohlen und Mutschellen in der 1. Liga halten. Die Murianer belegten den guten 4. Rang. Beim Projekt der Wohler und Mutscheller werden sie vorerst nicht dabei sein, weshalb man auch darauf verzichtet hat, den Namen «SG Freiamt Plus» auf die Aktivteams auszuweiten. «Ich finde das gut so. Es ist ein Neuanfang, das Jahr null», erklärt Milosevic. Heute Freitag treffen sich die Vertreter der beiden Vereine mit dem Staff und den Spielern, um zu besprechen, wie das Projekt im Detail aussehen wird. Milosevics Assistenztrainer wird Oliver Waeckerlin. Er wird gleichzeitig auch die zweite Mannschaft betreuen. Die erste Mannschaft wird viermal trainieren, die zweite zweimal, wobei eines der Trainings gemeinsam stattfinden wird. «So gibt es Platz für jene, die sehr ehrgeizig sind und auf hohem Niveau trainieren und spielen wollen, aber auch für jene, die Handball als Hobby betreiben und nicht mehr als zwei Trainings pro Woche absolvieren können», sagt Stierli. Milosevic: «Wichtig ist aber, dass die Junioren, die bereits auf hohem Niveau trainieren, nicht plötzlich nur noch zwei Trainings pro Woche haben. Sonst verlassen sie den Verein.» HC-Mutschellen-Präsident Pitsch Müller: «Im Grunde ist es die gleiche Idee, die wir mit der ‹SG Freiamt Plus› hatten. Damals ging es darum, dass der Nachwuchs nicht zu Vereinen wie Kriens, Suhr Aarau oder GC Amicitia abwandert, um auf hohem Niveau trainieren und spielen zu können. Dieses Angebot wollen wir nun auf den Aktivbereich ausdehnen.»

Identifikation soll nicht verloren gehen

Die Vereine Handball Wohlen und HC Mutschellen bleiben trotz der Spielgemeinschaft als solche bestehen. Es werden weiterhin Teams unter den Namen dieser Vereine am Spielbetrieb teilnehmen. Stierli: «Es sind zwar nicht mehr so viele, da die Frauenabteilung nun komplett unter ‹SG Freiamt Plus› läuft, aber wir haben auch Platz für den Breitensport. Kinderhandball, Handball macht Schule, Plauschteams, das wird unter den Vereinen weiterlaufen. Das ist genau die Zielsetzung. Dass wir jedem das anbieten können, auf welchem Niveau er Handball trainieren und spielen kann und will.»

Die Verantwortlichen sind sich bewusst, dass das Projekt nicht überall auf Begeisterung stösst. Kritisiert wird vor allem die Identifikation, die verloren gehen könnte. Deshalb gehen sie behutsam vor. Trainiert wird zweimal pro Woche auf dem Mutschellen und zweimal in Wohlen. Bei den Heimspielen wechselt man sich ab. Die neuen Trikots werden blau sein. Müller: «So dominiert keine Farbe der bisherigen Teams, aber in den Details der Trikots sieht man auch das Rot der Wohler, das Grün des HC Mutschellen und das Weiss, das beide Vereine in ihren Farben tragen.» Kein Verein ist grösser als der andere und es ist ein gemeinsames Projekt. Die erste Mannschaft soll SG Wohlen/Mutschellen heissen, die zweite SG Mutschellen/Wohlen. Müller: «Das ist aber noch nicht in Stein gemeisselt. Wir werden noch Umfragen bei den Vereinsmitgliedern machen, ob sie andere Vorschläge haben.» Stierli: «Die Mentalität, die früher in den regionalen Derbys herrschte, wo man sich fast gehasst hat, gibt es heute nicht mehr. Der Nachwuchs will in erster Linie gemeinsam guten Handball spielen.» Milosevic: «Bei den Junioren sieht man, dass sie mit Stolz die Trikots der SG Freiamt Plus tragen. Es ist ihnen schwieriger zu vermitteln, warum sie im Aktivbereich nicht mehr zusammen spielen sollen, als dass dieses Projekt aus dem Juniorenbereich nun auch im Aktivhandball weitergeführt wird.» Stierli: «Wir wollen niemanden vor den Kopf stossen. Aber unser Handballnachwuchs ist die Zukunft und wir sind überzeugt, dass wir für sie die richtige Lösung haben.»

Ambitionen sind vorhanden

Für die erste Saison wollen die Verantwortlichen noch keine quantitativen Ziele setzen. Stierli: «Es ist aber klar, dass wir nicht so viel Arbeit in ein 2.-Liga-Projekt investieren. Das Ziel ist schon, dass die erste Mannschaft irgendwann in der 1. Liga spielen kann. Alleine konnten die Vereine das nicht mehr gewährleisten. Im Nachwuchs hat man gesehen, was für ein Potenzial in der Region vorhanden ist, wenn man zusammenarbeitet. Müller: «Viele Generationen von guten Handballern im Freiamt konnten ihr Potenzial nicht voll entfalten, weil die Synergien nicht genutzt wurden. Wir haben eine Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen, dass wir ihnen diese Entwicklung mit unserem Projekt ermöglichen wollen.»

Müller hat für den HC Mutschellen vor einigen Jahren die Vision ausgegeben, in die Nationalliga B aufzusteigen. Darauf angesprochen sagt er: «Wenn das Projekt so anläuft, wie wir uns das vorstellen, dann kann man durchaus wieder darüber reden.»