Handball: Vertiefte Zusammenarbeit der drei Freiämter Handballvereine
Der HC Mutschellen, der TV Muri und Handball Wohlen arbeiten im Spitzen-Nachwuchs noch enger zusammen. Die «SG Freiamt plus» ist vor wenigen Wochen erfolgreich gestartet. Die Freiämter Vereine verfolgen gemeinsame Ziele. Nur ein Sportchef fehlt noch.
Wohler Anzeiger, Stefan Sprenger
Die drei Handball-Dinosaurier, drei Präsidenten, sie alle strahlen und wirken happy. Christoph Allemann (TV Muri), Pitsch Müller (HC Mutschellen) und Martin Laubacher (Handball Wohlen). Treffpunkt ist die Hofmattenhalle in Wohlen. Die drei Präsidenten erzählen über ihre vertiefte Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich. Zuvor erhaschen sie noch einen Blick in die neue Dreifachturnhalle, wo in einigen Wochen Handball gespielt wird. Sie sind begeistert.
Allemann und Laubacher sind seit 2009 Präsident ihres Vereins – und werden 2023 abtreten. Ihre Nachfolger heissen Lucia Schroth (TV Muri) und Andreas Stierli (Handball Wohlen). Dann werden beide 14 Jahre als Vereinsoberhaupt auf dem Buckel haben. Pitsch Müller vom HC Mutschellen hat – mit Unterbruch – bereits 19 Jahre. Und wird noch ein Paar Jahre ranhängen. Vor Jahren definierte er einmal das Ziel, mit Mutschellen in der Nationalliga B zu spielen. Darauf angesprochen muss er lachen. «Es war ja klar, dass danach gefragt wird. Mein Ziel bleibt es, alles so aufzugleisen, dass es möglich wäre, dass Mutschellen in der NLB spielen kann.»
Verhindern, dass die besten Spieler abwandern
Alle drei Präsidenten wollen, dass es dem Handballsport im Freiamt gut geht und er noch mehr gefördert wird. Deshalb auch die vertiefte Zusammenarbeit zwischen Wohlen, Muri und Mutschellen. Spielgemeinschaften gab es schon zuvor, doch nun ist es einiges intensiver geworden. Am 1.Juni startete die «SG Freiamt plus». Seit wenigen Wochen nehmen die vier Teams auf den Stufen U13, U15, U17 und U19 am Meisterschaftsbetrieb teil. Jeweils die besten der jeweiligen Stufe kommen aus den drei Vereinen zusammen und treten unter «SG Freiamt plus» auf. Rund 80 Nachwuchsspieler machen mit. «Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Ausbildung in einem Leistungsförderungsgefäss für überdurchschnittliche Nachwuchsspieler anzubieten und für sie in unserer Region die besten Entwicklungsmöglichkeiten sicherzustellen», erklärt Laubacher.
Allemann ergänzt: «Eine gute Plattform für Junioren. Professionell, mit guter Betreuung. So wollen wir auch verhindern, dass die besten Spieler zu grösseren Clubs abwandern.» Müller sagt: «Es ist gut angelaufen. Die Resultate stimmen. Einfach eine tolle Sache.»
Man ist überzeugt von dieser Spielgemeinschaft der drei besten Handballclubs im Freiamt. In Zukunft sollen alle Teams auf Inter-Stufe spielen – vielleicht schafft es gar eine Mannschaft in die «Elite», die höchste Stufe im Schweizer Juniorenhandball.
Natürlich benötigte es im Vorfeld jede Menge Organisation. Kader, Staff, Trainingstermine, Hallenkapazität, Finanzen (alles wird durch drei geteilt). Das haben die drei Vereine seit vielen Monaten und in mehreren Sitzungen besprochen. «Intensiv», sei das gewesen, wie Allemann vom TV Muri sagt. «Jeder musste Kompromisse eingehen. Wir wollen miteinander etwas erreichen», fügt er an. «Die Abläufe stimmen. Alles sieht gut aus», meint Laubacher.
Gesucht: Sportchef in 20-Prozent-Anstellung
Fast alles. Denn man ist noch auf der Suche nach einem Sportchef. Einer Person, die gemäss Pflichtenheft alles koordiniert mit Spielern, Trainern und Eltern. Nicht nur sportliches Know-how ist gefragt, sondern auch Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen. Der Job als Sportchef der «SG Freiamt plus» wäre übrigens bezahlt (20 Prozent). Mehrere Gespräche mit potenziellen Kandidaten haben in der Vergangenheit stattgefunden. Ein Ex-Profi des HSC Suhr/ Aarau. Ein Kandidat, der beim HC Bayern München in der Handballabteilung tätig ist, oder eine frühere Profi-Handballerin aus Bulgarien, die gleichzeitig Primarlehrerin ist, stellten sich unter anderem vor. Geklappt hat bis heute kein Engagement eines dieser Kandidaten. «Wir sind noch auf der Suche», sagt Laubacher. Aktuell wird dieser Job auf die Schultern der jeweiligen Nachwuchsverantwortlichen der Vereine aufgeteilt: Franco Gervasi (Wohlen), Marco Nietlispach (Muri) und Alex Milosevic (Mutschellen).
Mit dieser vertieften Zusammenarbeit will man ein Konstrukt erschaffen, das sich in ein paar Jahren auszahlen wird für den Handball im Freiamt. Junge talentierte Spieler sollen nicht abwandern zu einem grösseren Club und dort «verheizt» werden, sondern sollen stets in Tuchfühlung mit ihrem Stammclub bleiben und die besten Trainingsbedingungen erhalten. So wird auch der Aktivhandball davon profitieren. Könnte es sein, dass Muri, Mutschellen und Wohlen auch dort zusammenarbeiten unter einer Spielgemeinschaft Freiamt? «Ausschliessen kann man es nicht», sagt Laubacher. Allemann: «Mal schauen, was die Zukunft bringt.» Müller: «Diese Zusammenarbeit soll nun erfolgreich und gesund sein. Dann schauen wir weiter.» Pitsch Müllers Traum von einer NLB-Mannschaft würde so viel eher Realität werden, wenn die drei Freiämter Handballteams auch im Aktivbereich enger zusammenspannen würden.