Matchvorschau: SG Horgen/Wädenswil vs. Eis

"Ich musste den Trainer anrufen" 

Handball, 2. Liga: Horgen/Wädenswil II – Wohlen (Samstag, 13 Uhr)

Das Mittagessen sollte schnell verdaut werden. Die Wohler spielen um 13Uhr auswärts gegen die Reserven des NLB-Vereins Horgen/Wädenswil. Die Freiämter kämpfen erneut mit der heiklen Kadersituation. Urgestein und Co-Trainer Urs Müller versucht, die schwierige Situation zu erklären.

Vor 10 Tagen mühen sich die Wohler zum Viertelfinalsieg im Regio-Cup. Es war ein richtiger Krampf, dieser 30:28-Sieg gegen ein Team aus der 3. Liga. Und zwar schon im Vorfeld. Denn nur mit Ach und Krach konnten die Wohler überhaupt genügend Spieler für dieses Cup-Duell zusammenkratzen.

Der angeschlagene Andreas Stierli musste genauso in die Hosen wie der reaktivierte Michel Woodtli, 42-jährig. Sogar Torhüter Sascha Rudi musste am Ende sein Goalie-Trikot tauschen und war kurzzeitig als Feldspieler im Einsatz. Dazu kamen Spieler aus der zweiten Mannschaft. Die Personalprobleme bei Handball Wohlen sind prekär und aussergewöhnlich.

Einer, der die Situation genaustens analysiert, ist Co-Trainer Urs Müller. Er ist ein Urgestein von Handball Wohlen, spielte jahrelang in der ersten Mannschaft. Er sieht verschiedene Gründe für die unglückliche Lage. «Es sind zum einen die vielen Verletzungen, die es uns schwierig machen. Dazu kommt die Tatsache, dass besonders für junge Spieler die Priorität nicht immer beim Sport im Verein liegt. Das hat auch damit zu tun, dass man sich nicht mehr so sehr wie früher mit dem Dorfverein identifiziert. Es gibt neben dem Verein noch viel mehr Ablenkung und Möglichkeiten als früher», sagt Müller.

«Und er wollte dann wissen, wieso ich nicht komme»

Bei Wohlen fehlen mit Dennis Horn, Joshua Schmid und Tiago Botelho allein drei junge und wichtige Leistungsträger wegen Verletzungen. Dazu kann Routinier Andreas Stierli ebenfalls wegen Beschwerden in Schulter und Knie nur reduziert mitmachen. Daneben gibt es im Kader der Freiämter wichtige Spieler wie Simon Eser, Samuel Scheiwiller oder auch Marco Von Ballmoos, die wegen der beruflichen Ausbildung nur zum Teil zur Verfügung stehen. Die Liste der nicht wirklich verfügbaren Spieler ist lang. Kommt es zudem zu spontanen Absagen, wird es eng. «Früher gab es für uns neben dem Beruf oder der Ausbildung nur noch den Handball. Wir waren alles Freunde und waren – wenn irgendwie möglich – immer im Training. Ich wusste, wenn ich nicht zum Training gehe, fehle ich meinen Mitspielern, die in der Halle stehen. Heute ist man eher bereit, auch mal kurzfristig abzusagen. Mit den neuen Möglichkeiten über Whatsapp oder SMS ist das auch viel leichter. Ich musste früher meinen Trainer anrufen, um abzusagen – und der wollte dann wissen, warum», erklärt Co-Trainer Müller. Die Wohler Personalprobleme sind also auch ein Phänomen der Generation Z (Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind).

Morgen Samstag treffen die Freiämter auswärts auf Horgen / Wädenswil. Die Zürcher liegen punktgleich mit Wohlen – aber mit zwei Spielen mehr – auf dem 6.Rang. Die Zürcher sind spielerisch nicht zu unterschätzen. Zusätzliche Mühe werden die Freiämter wohl wieder bei der Zusammenstellung des Kaders haben.

«Man muss früh das Gespräch suchen»

Für Urs Müller und seine Mannschaft muss es trotz allem weitergehen. «Die Situation ist für uns und besonders den Trainer nicht einfach. Man muss sich auch für die Zukunft überlegen, wie man die Situation verbessern und sich an die neuen Umstände anpassen kann. Besonders mit jungen Spielern muss man früh das Gespräch suchen», so Müller weiter.

Ob Urs Müller auch in der nächsten Saison als Co-Trainer amtet, ist offen. «Trainer werde ich sicher nicht», sagt Müller lachend. «Aber wenn der aktuelle Trainer Generoso Chechele bleibt und er mich will, bin ich dabei», so Müller. Und wenn Chechele geht? «Dann müssen wir sehen, was der neue Trainer noch von mir will», sagt Müller. --fre