Matchvorschau: HC Mutschellen vs. Eis

Papi ballert oft

Handball, 1. Liga: HC Mutschellen – Handball Wohlen (Samstag, 18 Uhr, Kreisschule Mutschellen)

Duje Vukadin wurde in Kroatien geboren und ist am Zürichsee aufgewachsen. Doch er wurde heimisch in der Burkertsmatt. Der 31-Jährige ist Torgarant beim HC Mutschellen und sagt vor dem Derby, vor welchem Wohler Akteur er besonderen Respekt hat.

Stefan Sprenger

Wenige Sekunden und das Eis ist gebrochen. «Was soll ich sagen? Ich liebe Handball, ich mag die Kameradschaft, trinke auch gerne mal ein Bierchen», sagt Duje Vukadin. Auf diesen Satz lacht er herzhaft. Wie aus dem Team zu hören ist, wird er sehr geschätzt für seine umgängliche Art. Und natürlich auch für seine handballerischen Fähigkeiten. 1,87 m gross, Linkshänder, solide in der Abwehr, sackstark im Angriff. 42 Tore in sechs Spielen hat er in dieser 1.-Liga-Saison erzielt. Rang 6 in der Torschützenliste.

Beeindruckend ist das, wenn man bedenkt, dass für Vukadin aktuell der Handballsport nicht Priorität hat. Nina und Romeo sind sein ganzer Stolz, mit seinen beiden Kindern (1 und 2 Jahre alt) verbringt er, so oft es geht, Zeit. Und das liebt er. «Aber hey, meine Frau nicht vergessen, die ist auch superwichtig», fügt er lachend an. «Sonst kriege ich eins aufs Dach, wenn sie das liest.»

Eins aufs Dach gabs für die Mutscheller in dieser Saison drei Mal. Gegen die Topteams Muotathal, Siggenthal/Baden-Endingen und Pratteln gab es Niederlagen. Gegen Kriens, Ehrendingen und Wohlen einen Sieg. «Wir sind wohl die einzige 1.-Liga-Mannschaft, die nur zwei Mal trainiert. Von daher ist diese Statistik prima», meint er. Die Stärken des HC Mutschellen sieht er in der Stimmung. «Wir haben gemeinsam Spass. Auf und neben dem Feld. Die Stimmung ist immer bestens. Die Spiele gehen wir seriös an.» Und: Der Kern des Teams blieb die letzten Jahre zusammen. «Baur. Gündel. Barbian. Das sind schon Legenden», meint Vukadin. Und auch er selbst ist auf gutem Weg, dass selbst in Jahrzehnten der Name Vukadin den Handballern auf dem Mutschellen noch ein Begriff sein wird.

Vorfall und trauriger Abgang

Angefangen hat seine Laufbahn beim HC Mutschellen 2016. Vukadin begann bei Thalwil mit dem Handball, spielte später bei Horgen in der 1. Liga und Nationalliga B. Während der Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker legte er eine Pause ein. Alen Milosevic, Sportchef des HC Mutschellen und einst sein Trainer in Horgen, rief ihn an. Mutschellen spielte in jener Saison im Tabellenkeller der 2. Liga mit und musste aufpassen, nicht in die Niederungen der 3. Liga zu verschwinden. Vukadin sagte zu, war mitverantwortlich, dass die Freiämter in der Schlussphase der Saison den Ligaerhalt erreichen. «Es passte mir hier», sagt er. Er bleibt. 2017/2018 steigt der HC Mutschellen auf. 2018/19 wieder ab. «Achterbahn», meint Vukadin.

Dann verlässt er Mutschellen wieder. Allerdings nicht ganz freiwillig. Nach einem Training wurde er vom damaligen HCM-Trainer Stefan Konkol zusammengestaucht, weil er nicht sofort mithalf, die Halle zu putzen. «Diesen Stress und diese Art, ich brauchte das nicht mehr», sagt er. Auch wenn es ihm im Team nach wie vor bestens gefiel, legte er eine Pause ein. «Aber ich wusste irgendwie, dass nach diesem traurigen Abgang das Kapitel HC Mutschellen für mich noch nicht abgeschlossen ist.»

Adria-Balkan-Duo

Und so war es auch. Letzte Saison kommt er zurück. Der damalige Trainer Mario Obad kontaktierte ihn. Vukadin sagt, er wollte wieder Handball spielen, «um fit zu bleiben und um zu sehen, wie weit es mir noch reicht». Der Mann, der in Split (Kroatien) geboren wurde, ist ehrgeizig. Und mit ihm kommt auch der Erfolg zurück. Die Mutscheller steigen auf. Und sind jetzt wieder in der 1. Liga. Klares Ziel: zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nicht gleich nach dem Aufstieg wieder abzusteigen. «Es sieht gut aus», sagt Vukadin, der als Projekt- und Teamleiter in einer IT-Firma in Rotkreuz arbeitet und in Mettmenstetten wohnhaft ist.

Und jetzt bildet er gemeinsam mit Ivan Milicevic (45 Tore) das torreiche Adria-Balkan-Duo des HC Mutschellen. «Immer, wenn ich ans Training oder ans Spiel gehe, sagt meine Frau, ich solle mich bloss nicht verletzen», so der 31-Jährige. Denn auch er spürt die Spuren der Zeit. «Die Breite in unserem Kader ist nicht optimal. Als Linkshänder muss ich meistens 60 Minuten durchspielen. Am Morgen nach den Spielen brauche ich dann schon fast Hilfe, um aus dem Bett zu kommen», erzählt er lachend.

Vukadin meint, es sei wahrscheinlich seine letzte Saison. Er müsse auf seinen Körper hören. Und wohl auch ein wenig auf seine Frau und sich selbst. «Die Zeit mit den Kindern ist sehr wertvoll. Ich will da, so oft ich kann, dabei sein.» Und an dieser Stelle ist ihm ganz wichtig, etwas loszuwerden. «Danke an meine wunderbare Frau, sie hält mir stets den Rücken frei, damit ich meinem Hobby nachgehen kann.»

«Craken» nicht warmschiessen, «sonst wird es übel»

Doch nun freut er sich auf das Derby gegen Wohlen. Für ihn als Zürcher ist dieses Duell der beiden Freiämter Teams emotional keine besondere Angelegenheit. «Aber ich spüre, dass in der Garderobe die Stimmung anders ist. Und ich weiss, dass die Partien gegen Wohlen immer spannend sind, kampf betont und mit toller Stimmung von den vielen Zuschauern.» Mitte September siegte Mutschellen auswärts in Wohlen mit 24:21. Ein knappes Spiel. Vukadin war mit sieben Toren bester Skorer der Mutscheller. «Die jungen Wohler werden mit Tempo kommen, das müssen wir ablöschen. Wir wollen hart verteidigen, im Angriff variantenreich sein und die Philosophie des Trainers umsetzen», so Vukadin.

Vor einem Wohler hat er besonderen Respekt. «Craken», sagt er. «Der hat uns ein paar Mal fast den Zahn gezogen, aber nur fast.» Er spricht von Wohlen-Goalie Sascha Rudi, auch bekannt als «Craken». «Ich will den nicht warmschiessen, sonst kann es für uns übel enden. Vor der Kiste müssen wir effizient sein», warnt Vukadin. Er will Tore schiessen, gut verteidigen und den «Craken» bloss nicht wecken – und dann sollte es nach dem Derby auch ein Siegesbier geben. «Hoffentlich», sagt er.


«Bei uns sieht das anders aus»»

Mutschellen ist der Favorit in diesem Derby. Nach sechs Spielen hat man drei Siege und drei Niederlagen. Wohlen hingegen konnte von gleich vielen Partien nur eine gewinnen. Im Hinspiel siegte Mutschellen im September mit 24:21.

Pascal Baur, Captain des HC Mutschellen, sagt: «Wir stehen nach einer schlechten Vorbereitung im Mittelfeld der Tabelle. Das darf uns aber keine falschen Hoffnungen geben. Wir müssen mindestens die Duelle gegen die Mitaufsteiger gewinnen – und dazu zählt auch das Spiel gegen Wohlen.» Man freue sich «riesig» auf das Derby – wieder mal in der altehrwürdigen Kreisschule – nur schon wegen der Stimmung in der Halle. Bei Mutschellen fehlt Marc Leuenberger und zudem sind Fabian Ulrich (Schulter) und Pascal Baur (Rücken) fraglich. Bei Wohlen sind Noah Ihle (Knie) und Flavio Galliker (Leiste) fraglich. Manuel Frey, Captain der Wohler, meint vor dem Freiämter Derby: «Wir sind der klare Aussenseiter. Mutschellen hat seinen Rhythmus in der 1. Liga gefunden. Sie sind auf dem richtigen Weg. Das sieht bei uns noch ganz anders aus. Mit ihren routinierten Spielern auf beinahe jeder Position sind sie uns einen Schritt voraus. Dazu haben sie mit Duje Vukadin, Pascal Baur und Ivan Milicevic drei Spieler in ihren Reihen, die ein Spiel entscheiden können. Wir werden nur mithalten können, wenn wir als Einheit, mit ganz viel Leidenschaft und möglichst wenig Fehlern agieren können.» --spr