By Handball Wohlen on Freitag, 23. Februar 2024
Category: Männer

Matchvorschau: Freiämterderby

Derby mit Prise Zucker

Handball, 1. Liga: Jerome Zucker vor dem Derby Handball Wohlen – TV Muri (Samstag, 17.45 Uhr, Hofmatten)

Fast zwei Jahrzehnte hat Jerome Zucker seine Knochen für den TV Muri hingehalten. Morgen Samstag wird er zum ersten Mal als Gegner auf seinen Stammverein treffen. Und das ausgerechnet im Trikot des Erzrivalen Wohlen.

Josip Lasic

Handball Wohlen hat eine Geheimwaffe, die im bisherigen Saisonverlauf nur selten zum Einsatz kam. Ein Fels in der Abwehr, ein Vollstrecker in der Offensive, ein Kreisläufer wie ein Berg. Er heisst Jerome Zucker. Für Käppeli Mode in Muri hat er früher manchmal gemodelt und er gibt auch mit 34 Jahren auf dem Handballfeld noch eine gute Figur ab. Zucker ist der einzige Spieler im Wohler Team mit positiver Bilanz. Drei Einsätze, zwei Siege. Dabei hat er elf Tore geschossen – und sich nur einen Fehlschuss erlaubt (und das mit einem Versuch aus dem Rückraum).

Zucker gibt sich kämpferisch. «Muri ist Favorit. Aber Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Und ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass Wohlen als Sieger vom Platz geht.»

Dem Sohn nach Wohlen gefolgt

Solche Worte eines Ur-Murianers müssen im Klosterdorf schmerzen. Zucker, der mit 13 Jahren beim TV Muri mit dem Handballspielen begann, hat sich eigentlich vor etwas mehr als zwei Jahren vom Sport zurückgezogen. «Irgendwann hat es mir gefehlt. Wenn man so lange dabei war, kann man nicht einfach aufhören. Deshalb wollte ich wieder trainieren.»

Heute wohnt der Familienvater mit seiner Frau und den drei Kindern in Waltenschwil. Handball Wohlen war die geografisch nähere Option. Und bei den Wohlern ist ein früherer Einstieg in den Kinderhandball möglich, weshalb sein ältester Sohn bereits in der U7 beim Verein aus der Strohmetropole spielt. «Deshalb habe ich irgendwann angefangen, in Wohlen zu trainieren. Und dann kam die Frage auf, ob sie für mich eine Lizenz lösen könnten.» Da die Wohler aus seiner Sicht mehr Hilfe brauchen als «seine» Murianer, sagt er zu. Aus familiären und beruf lichen Gründen kann er nicht bei jedem Spiel dabei sein. Bisher hat er erst dreimal das Trikot der Wohler getragen. Das Derby gegen seinen Ex-Verein will er sich aber nicht nehmen lassen.

Vorfreude auf ehemalige Mitspieler

«Ich bin gespannt, wie es wird», sagt Zucker. «So, wie ich mitbekommen habe, sind das keine Derbys mehr wie früher. Durch die SG Freiamt Plus haben ja viele der jüngeren Spieler schon zusammengespielt.» Er selbst kennt auch nicht mehr so viele Spieler in Muris Mannschaft. «Die meisten waren Junioren, als ich noch im Verein war. Ich weiss, wer sie sind, habe aber nie mit ihnen zusammengespielt.» Muris Spielmacher Yorick Kaufmann und Jan Heusi gehören zu den Akteuren, die er aus Muri-Zeiten am besten kennt. Und deshalb will er diesen beiden Routiniers das Leben besonders schwer machen. Unterstützung erhält er in Wohlens Defensive dabei unter anderem von Flavio Galliker (ebenfalls Murianer). «Mit Flavio harmoniert das im Rückraum sehr gut», sagt der 1,91 Meter grosse Hüne und fügt an: «Er kann auch gut zupacken.»

Generell sieht der ehemalige U17und U19-Nationalspieler in Wohlen kein Problem in der Defensive. «Das funktioniert eigentlich ganz gut. Aber in der Offensive herrscht zu viel Druck. Dadurch werden oft falsche Entscheidungen getroffen. Da passieren Fehler», erklärt der Routinier. Er ergänzt: «Und die jungen Spieler lassen in solchen Situationen noch relativ schnell den Kopf hängen. Da sehe ich mich mit meiner Erfahrung auch in der Verantwortung, sie zu pushen und ihnen in solchen Momenten zu helfen.»

Alterstechnisch passt er besser nach Wohlen

Jerome Zucker freut sich auf die Stimmung im Derby. Ein bisschen seltsam ist es für ihn dennoch, plötzlich als Gegner der Murianer aufzulaufen. «Ich habe auch einige Nachrichten von Leuten erhalten, die ein bisschen überrascht waren, dass ich jetzt bei Wohlen spiele», sagt er. «Das ändert aber nichts an meiner Verbundenheit zum TV Muri. Und auch von Vereinsseite wurde mir bestätigt, dass ich jederzeit dort mittrainieren kann», so der Handballer. «Alterstechnisch passe ich momentan aber vermutlich besser in den Wohler Kader», ergänzt er lachend. Jerome Zucker liebt den Handballsport. Er kann es nicht lassen. Für ihn sind die Spiele das Salz in der Suppe des Sportlerlebens. Und er selbst ist irgendwie das Zückerchen in diesem Freiämter Derby.


Ziel sind vier Derbysiege

Muri-Trainer Mimmo Di Simone vor dem Freiämter Derby

Beim TV Muri ist man für das Spiel gegen Wohlen gewappnet. Ziel der Klösterdörfler ist es zu bestätigen, dass man die Nummer eins im Freiamt ist. In der Tabelle lässt sich daran kaum noch rütteln. Das reicht den Murianern aber nicht. «Unser Ziel sind vier Derbysiege. Zwei gegen Wohlen, zwei gegen Mutschellen. Aktuell haben wir gegen beide Teams je ein Spiel gewonnen und werden alles daran setzen, dass wir morgen Samstag in der Hofmatten das dritte Derby holen.»

Der Trainer betont, dass er sich der Favoritenrolle seines Teams bewusst ist. «Nicht nur wegen der Rangliste. Ich glaube auch, dass wir insgesamt im Kader etwas mehr Qualität haben. Aber Derbys sind immer etwas Spezielles. Wohlen wird sicher alles reinwerfen, um zu gewinnen.» Muri nimmt den Gegner allerdings sehr ernst und hat sich auf ein emotionales, kampfbetontes Spiel eingestellt. «Wir werden ebenfalls mit genug Leidenschaft in die Partie gehen und haben mittlerweile auch genügend Routine, um das Derby für uns zu entscheiden.» --jl