By Handball Wohlen on Dienstag, 21. November 2023
Category: Männer

Matchbericht: Freiämterderby auswärts

Auch Ringereinlage bringt nichts

Handball, 1. Liga: Der TV Muri setzt sich im Derby gegen Wohlen vor 450 Zuschauern mit 32:27 (15:11) durch

Muri und Wohlen boten den vielen Zuschauern ein packendes Derby – in der ersten Halbzeit. Im zweiten Umgang gingen Wohlen die Spieler nach Verletzungen und einer Roten Karte aus. Muri besiegt die Wohler Rumpftruppe am Ende souverän.

Alexander Wagner für den Wohler Anzeiger

Zu Beginn wirbelte der junge Wohler Björn Staubli und sorgte dafür, dass Wohlen den Hausherren Paroli bieten konnte. Doch schon früh kugelte sich der Waltenschwiler die Schulter aus und konnte nicht mehr mittun. Damit begann das Unheil für Wohlen – und Muri konnte durchstarten.

Rot und vier Verletzungen

Den kürzesten Auftritt im Derby hatte Julius Behrendt: Er war Sekunden zuvor eingewechselt worden und versuchte im letzten Moment, Mirco Külling noch am Abschluss zu hindern. Ein Griff an den Wurfarm, ein Pfiff der Schiedsrichter und Behrendt – der seine Unschuld beteuert – musste mit Rot vom Platz. Weiter geht die Pechsträhne der Wohler: Mit der Pausensirene rasselte Wohlens Joshua Schmid mit Külling zusammen und verletzte sich. Schmid biss durch und spielte auch in Durchgang zwei, war mit sechs Toren Wohlens Topskorer. Und nach dem Spiel musste er sich die Wunde am Kopf nähen lassen.

Im zweiten Umgang – als Muri langsam davonzog – ging Wohlens Flügelflitzer Manuel Frey wieder in eine sehr offensive Verteidigung – wie er es bereits im Derby gegen Mutschellen praktiziert hatte. Diesmal wurde er auf Yorick Kaufmann angesetzt. «Es war schon mühsam, sie versuchten unseren Rhythmus zu brechen», meinte Kaufmann grinsend. «Damit haben wir nicht gerechnet», gibt er offen zu. Dabei kam es noch zu einer Ringereinlage, als Wohlen-Captain Frey den Murianer Spielmacher Kaufmann einmal um die eigene Achse wirbelte. «Das war zu Ehren der Freiämter Ringer, die nächste Woche hier ihren NLA-Halbfinal kämpfen», meinte Routinier Frey augenzwinkernd.

Rüttimann und Meier stark

Schlussendlich ging aber auch diese Taktik nicht auf. Zum einen fanden die Murianer immer wieder geschickt und abgeklärt die Lücken, welche durch die offensive Abwehr entstanden waren. Zum anderen machte Muris Goalie Ivo Rütimann den Laden hinten dicht. Falls seine Vorderleute für einmal nicht früh genug eingreifen konnten, war er zur Stelle und hatte am Ende eine sagenhafte Quote von fast 50 Prozent abgewehrten Bällen. «Bereits gegen Frick ist es ähnlich gelaufen», meinte der Keeper, der sein ganzes Leben lang beim TV Muri spielt und sein erstes Derby im Aktivbereich absolvierte. Er zog seine überragende Leistung über die gesamten 60 Minuten durch. «Wenn ich einen Lauf habe, dann bin ich im Tunnel», meinte Rütimann, der seinem Kollegen Ursin Schleiss den Platz nur für einen Penalty überliess. «Die Goalies unterstützen einander gegenseitig und sind ein tolles Team», freut sich Trainer Mimmo Di Simone über seine Torhüter. Übrigens: Wohlen-Keeper Sascha Rudi hatte eine Abwehrquote von «nur» 29 Prozent.

Fast nochmals knapp geworden

Nach 40 Minuten verletzte sich auch noch Wohlens Simon Eser. Nach seinem Sprungwurf landete er unglücklich und übertrat sich den Fuss. Genau wie auch Kreisläufer Tobias Estermann. Danach war das Derby endgültig entschieden, denn Muri lag mittlerweile mit zehn Treffern im Vorsprung. Und sie konnten weiterhin aus dem Vollen schöpfen und frische Kräfte von der Bank bringen, während Wohlen komplett auf dem Zahnfleisch lief. Vier verletzte Spieler, ein Platzverweis, da wird es für jedes Team eng.

Erneut eine starke Vorstellung zeigte der Murianer Alex Meier, der sieben Feld-Tore erzielte und drei Penaltys versenkte. Damit machte er sich selber ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Aber vor allem beschenkte er seine Mannschaft mit einem souveränen Derbysieg. Aus Wohler Sicht ist einzig erfreulich, dass sich die junge Mannschaft trotz zahlreichen Rückschlägen und Ausfällen nicht aufgab und am Ende nicht mit einer Kanterniederlage die Heimreise antreten musste. Nach 56 Minuten schafften die Wohler das 31:27 und hatten im Anschluss die Chancen, noch näher aufzuschliessen. Doch Wohlen konnte nicht mehr und Muri feiert so einen ungefährdeten Sieg. Immerhin: Die zweite Halbzeit «nur» 17:16 für Muri. Angesichts der Umstände ein Erfolg für Wohlen.


Deutlich mehr Breite

Muri Vollgas, Wohlen gehen die Spieler aus

Bereits bei der Mannschaftsaufstellung fiel auf, dass Wohlen gleich drei Goalies auf dem Matchblatt hatte. Aus dem einfachen Grund, dass Trainer Ingmar Steiger zu wenig Feldspieler zur Verfügung stehen. Während der Partie wurde es noch arger: Björn Staubli kugelte sich die Schulter aus. Simon Eser, Tobias Estermann und Joshua Schmid verletzten sich ebenfalls. Als «Krönung» flog Julius Behrendt nach 26 Minuten mit Rot vom Platz – und so war Wohlens Auswechselbank am Ende leer.

Di Simone: «Im Training schon gemerkt»

«Wir haben den Kampf zu spät angenommen. Und unsere Chancen nicht genutzt», meinte Wohlens Trainer Ingmar Steiger nach dem Derby. Obwohl sein Team komplett auf dem Zahnf leisch lief, konnte er der Schlussphase noch etwas Positives abgewinnen: «Die letzten zehn Minuten waren besser als der Rest», meinte Steiger. Sein Team kam noch einmal auf vier Treffer heran (56./ 31:27). Und wenn der Abschluss von Samuel Scheiwiller danach nicht von Pfosten zu Pfosten geprallt wäre, sondern den Weg in die Maschen gefunden hätte, dann hätte es nochmals spannend werden können.

Doch Muri liess nichts anbrennen und konnte während der ganzen Partie aus dem Vollen schöpfen und neue Kräfte bringen. «Wir waren mehr bereit zu kämpfen», freut sich Trainer Mimmo Di Simone. Seine Mannschaft wollte unbedingt zeigen, dass sie der gestandene Erstligist sind und Wohlen der Aufsteiger. «Das haben wir bereits unter der Woche im Training gemerkt», stellte er fest. Auch die Atmosphäre war eines Derbys würdig: 450 Zuschauer verwandelten die Bachmattenhalle in einen Hexenkessel. Wohlen konnte phasenweise mithalten. Doch Muri hat deutlich mehr Substanz und Breite im Kader, während Wohlen nicht mehr reagieren konnte.

Wohlen muss nun schauen, dass sie für die nächste Partie auswärts gegen Pratteln (Sonntag, 18 Uhr) genug fitte Spieler zusammenbekommen, empfangen die Murianer nächsten Sonntag (16 Uhr) Ehrendingen, mit Zoltan Cordas an der Seitenlinie, der lange auch in Muri wirkte. --awa