Matchbericht: Eis vs. KTV Visp

Die Hoffnung schrumpft

Handball Wohlen mit bitterer Niederlage

Nach der Niederlage gegen Visp wird es für die Wohler Handballer sehr schwer, die Klasse noch zu halten. Fünf Spiele bleiben dem Team noch, um die Wende zu schaffen.

Wen soll Handball Wohlen schlagen, um die dringend benötigten Punkte gegen den Abstieg zu sammeln? Nach den ersten fünf Duellen in der Abstiegsrunde könnten die Freiämter nur gegen Kriens als Sieger vom Feld gehen. Selbst wenn auch das Rückspiel gegen die Luzerner gewonnen werden sollte, wird es nicht reichen.

Vor der Partie gegen Visp war die Hoffnung da, dass die Walliser in Reichweite der Wohler sein könnten. Mit einem Sieg gegen sie hätte man optimistischer in die Rückspiele der Abstiegsrunde gehen können. Wohlen hat allerdings eine deutliche 20:27-Niederlage kassiert. «Gegen sie können wir nicht einfach Punkte budgetieren», ist die bittere Erkenntnis von Wohlen-Trainer Generoso Chechele. Die Wohler benötigen in den letzten Spielen ein kleines Handballwunder. --jl


Lage spitzt sich zu

Handball, 1. Liga, Abstiegsrunde: Handball Wohlen – KTV Visp 20:27 (9:15)

Ein Sieg gegen Visp wäre für Handball Wohlen wichtig gewesen, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Obwohl die Freiämter kämpfen, verlieren sie deutlich. Die Frage drängt sich auf, ob es bei den Wohlern schlicht nicht reicht für die 1. Liga.

Wohler Anzeiger, Josip Lasic

25. Minute: Flavio Galliker ist ausser sich. Der Murianer in den Reihen von Handball Wohlen ist nach einer Zwei-Minuten-Strafe gerade wieder ins Spiel gekommen, da kassiert er bereits die zweite. Die Wohlen-Bank tobt mit dem 30-Jährigen mit. Trainer Generoso Chechele kassiert eine Verwarnung, während Assistent Urs Müller den Schiedsrichter fragt, ob die Wohler ihre Gegenspieler ohne jegliche Gegenwehr durchlassen sollen.

Das Feuer ist bei den Freiämtern spürbar, wird aber immer gelöscht. Das Team geht in der Defensive energisch und aggressiv zur Sache und wird dabei vom Schiedsrichterteam mit – teilweise überharten – Strafen ausgebremst. «Wir haben sicher nicht wegen den Schiedsrichtern verloren», sagt Galliker. «Aber die Zwei-Minuten-Strafen haben uns immer wieder aus dem Rhythmus gebracht. Und ich konnte anschliessend nicht mehr so energisch verteidigen, ansonsten hätte ich einen Platzverweis kassiert.»

Wohlen probiert alles

Neben der harten Defensive wird jede gelungene Aktion der Wohler von der eigenen Bank bejubelt. Alle gelungenen Abwehraktionen, jeder Wurf der geblock wird, jeder gegnerische Torversuch, der vereitelt wird, jeder eigene Treffer. Das Team wirkt nicht, als würde es an Kampfgeist und Willen mangeln. Und dennoch steht am Ende die 20:27-Niederlage. Visp liess nie einen Zweifel aufkommen, wer als Sieger vom Platz geht. «Ich habe sie im Vorfeld unterschätzt», sagt Wohlen-Trainer Generoso Chechele. «Von ihrer Qualität her werden sie definitiv nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Sie sind zu Beginn des Spiels in Führung gegangen und haben das Ding gnadenlos durchgezogen.»

Der Trainer erkennt an, dass sein Team auch viel richtig gemacht hat. Goalie Remo Hofmann hat beispielsweise am Ende eine starke Abwehrquote von 43 Prozent. Loris Faiss blockt zahlreiche Würfe des Gegners. Die Spieler rennen, springen, kämpfen und kommen 15 Minuten vor Schluss auf drei Tore Rückstand heran – um am Ende trotzdem einzubrechen. Ob die Kraft gefehlt hat, das Team nicht mehr an sich geglaubt hat, Visp schlicht besser war oder es eine Mischung aus allem ist, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass von Wohlen einiges an guten Aktionen kommt. Aber auf jede gute Aktion der Freiämter kommen mehrere der Gäste. «Wir können froh sein, dass wir nicht mit zehn Toren Differenz vom Platz gehen», sagt Chechele. «Das ist ja das Frustrierende. Ich habe sehr viel Gutes gesehen, kann bezüglich des Einsatzes keinem Spieler einen Vorwurf machen und am Ende werden wir trotzdem deklassiert.»

Offensive ist mangelhaft

«Wir haben uns vor allem im Angriff sehr schwergetan», sagt Galliker. «Visp kam viel schneller zum Abschluss. Wir mussten uns jeden Wurf hart erarbeiten.» Und dabei unterliefen den Freiämtern auch unheimlich viele Fehler. Galliker selbst erzielt fünf Tore, kommt aber ebenfalls auf zwei technische Fehler. Insgesamt sind es 16 (!) technische Fehler bei Wohlen gegenüber lediglich vier bei Visp. Und diese gehen in erster Linie auf das Konto der Leistungsträger wie Burgherr, Horn, Faiss oder Eser. Alles Spieler, die nachgewiesen haben, dass sie individuell 1.-Liga-Niveau haben. Wenn man sieht, wie locker Visp seinen Stiefel runtergespielt hat und wie hart Wohlen im Vergleich dazu arbeiten musste, stellt sich die Frage, ob die Freiämter als Team schlicht nicht das Niveau der gegnerischen Mannschaften haben. Trotz viel Einsatz und guter Goalieleistung kassiert das Team 27 Gegentreffer. Wie hätte es erst ausgesehen, wenn Hofmann eine schlechtere Abwehrquote gehabt hätte, Faiss weniger Schüsse hätte abblocken können und Trindade Botelho den Gegenspieler nicht so oft in die Mangel genommen hätte, bevor dieser den Abschluss suchen kann? Und selbst wenn man defensiv trotz 27 Gegentoren noch einiges mitnehmen kann, was positiv ist, sind 16 Technische Fehler eindeutig zu viele und 20 Tore definitiv zu wenig, um in der 1. Liga zu bestehen.

Trotz allem nicht aufgeben

«Ich hatte auch den Eindruck, dass wir nicht alles verkehrt gemacht haben. Da ist dieses Resultat am Ende schon brutal», so Galliker. «Aber so frustrierend es jetzt sein mag, uns bleibt nichts anderes übrig, als das Positive mitzunehmen, hart weiterzuarbeiten und es in den nächsten Spielen besser zu machen. Wir geben keinesfalls auf.»

Auch Trainer Generoso Chechele will den Kopf nicht in den Sand stecken. «Jetzt empfangen wir Kriens, das wir auswärts geschlagen haben. Solange der Klassenerhalt rechnerisch möglich ist, geben wir nicht auf.» Aus Sportlersicht ist es das Mindeste, was man von den Wohlern erwarten kann. Dass der Wille allein nicht immer ausreicht, konnte man im Spiel gegen Visp sehen. Nach der Niederlage wird der Klassenerhalt nur sehr schwer zu erreichen sein.