Matchbericht: Eis vs. HC Kriens

Es geht nicht besser

 

Handball, 1. Liga, Abstiegsrunde: Handball Wohlen – HC Kriens 23:30 (10:13)

Zwei kapitale Spiele, zwei kapitale Niederlagen. Handball Wohlen kann nach der emotionslosen Pleite gegen Kriens quasi für die 2. Liga planen. «Es ist, wie es ist», sagt ein etwas ratlos wirkender Trainer. Man ergibt sich dem schleichenden Schicksal mit der Erkenntnis, dass es einfach nicht besser geht.

Wohler Anzeiger, Stefan Sprenger

Nach zehn Minuten erscheint am Wohler Handballhimmel ein kleiner Lichtblick. Ein strammer Schuss von Flavio Galliker bringt die 5:2-Führung. Euphorie. Emotionen. Hoffnung. Man glaubt wieder. Ein Sieg gegen Kriens und der Verbleib in der 1. Liga würde wieder realistisch erscheinen.

Doch was folgt, ist die pure Ernüchterung. In der 14. Minute steht es 5:5, zur Halbzeit 10:13. Der kleine Lichtblick wird erstickt. In der Kabine fordert Trainer Generoso Chechele eine Reaktion. «Die Jungs hatten den Kopf nicht bei der Sache, das war meine Hauptkritik, das sollten sie in der zweiten Halbzeit besser machen.» Im Hinspiel klappte dies. Wohlen siegte und holte in Kriens den einzigen Saisonsieg. Und jetzt, in diesem kapitalen Spiel der letzten Chance, da bleibt eine Reaktion aus. «Zum Start in die zweite Halbzeit gehen die Spieler aufs Feld und es geschieht nichts. Kein Aufbäumen. Nichts. Das ist enttäuschend», so Chechele. Fehlwürfe, Fehlpässe, Abwehrböcke. Die Statistiken der Rückraumspieler sind unterirdisch. Kollektives Versagen. Die Wohler sind bemüht, doch es geht einfach nicht mehr.

«Ja, dann ist man ratlos»

Goalie Remo Hofmann meint: «Wir machen teilweise Fehler, die man sich nicht mal in der 3. Liga erlauben darf.» Die vielen jungen Spieler scheinen unter dem Druck des drohenden Abstiegs noch mehr Nervenflattern zu kriegen als sonst. Das Erschreckendste für die 110 Zuschauer in der Hofmattenhalle war wohl der Fakt, wie emotionslos sich die Mannschaft dieser Niederlage hingibt. Die Körpersprache der Spieler widerspiegelt eine Saison voller Rückschläge und Niederlagen. Wenn man nur auf den Deckel kriegt, verschwindet das Selbstvertrauen und irgendwann auch die Hoffnung auf Besserung.

Trainer Chechele und seine beiden Assistenten Urs Müller und Andreas Stierli wirken in der zweiten Halbzeit ratlos. «Alle Leistungsträger waren dabei. Wir haben im Vorfeld alles getan, was irgendwie möglich war. Und wenn man alle Ressourcen ausgeschöpft hat und es immer noch nicht klappt, ja, dann ist man ratlos», sagt Chechele.

Die Krienser spielen clever und geduldig weiter, gewinnen souverän mit sieben Toren Vorsprung (23:30). Kriens-Trainer Armani Mayabanza sagt: «In Wohlen herrscht immer eine gute Handballstimmung in der Halle. Und wir wollten die Hoffnungen der Wohler im Keim ersticken und unseren Matchplan strikt durchziehen.» Im Hinspiel konnten die Wohler ihren bislang einzigen Saisonsieg feiern. «Damals haben wir den Gegner unterschätzt und uns überschätzt», sagt Mayabanza. «Das haben wir dieses Mal einiges besser gemacht.»

Bei den Wohlern passt in dieser Partie nicht viel zusammen. Einzig Captain Manuel Frey kann mit fünf Toren aus fünf Versuchen ein positives Zeichen setzen. Es wird ihn nur wenig trösten. Denn nach dieser Niederlage ist der Abstieg kaum mehr abzuwenden. Mathematisch ist zwar noch nichts verloren, aber wieso sollten die Wohler jetzt plötzlich wieder zum Siegen finden. In den verbleibenden vier Spielen bräuchte es «nur» zwei Siege, um es möglicherweise auf den Barrageplatz zu schaffen. «Aber angesichts der Situation und des Fakts, dass wir die ganze Saison erst ein Spiel gewonnen haben, ist das unrealistisch», so Trainer Chechele. «Die Chancen werden immer kleiner. Wir kämpfen weiter. Es braucht jetzt aber viel Glück für den Ligaerhalt.» Oder ein kleines Handballwunder. Goalie Remo Hofmann meint: «Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir in dieser Verfassung nichts in der 1. Liga zu suchen haben.»

Zuspruch vom Gegner

Die Hoffnung bei Wohlen auf den Verbleib in der 1. Liga schleicht sich gegen null. Von externer Quelle gibt es die weitaus positiveren Worte. So sagt Gäste-Trainer Armani Mayabanza: «Kopf hoch, Wohlen. Beissen und kratzen. Im Abstiegskampf sind Überraschungen möglich. Und es bleiben noch vier Matches.» Er hofft, dass er mit seinem Team auch in der nächsten Saison in der Hofmattenhalle spielen kann. «Ich finde Wohlen sympathisch», meint er. Vielleicht ist es aber auch, weil er in Wohlen meistens gewinnt.


NACHGEFRAGT

«Mein Nachfolger steht bereit»

Das gab es noch nie: Nur einen Sieg in einer ganzen Saison haben die Wohler Handballer bislang erreicht. Präsident Martin Laubacher analysiert die Situation nüchtern – und verkündet seinen definitiven Abgang nach über zehn Jahren.

23:30-Pleite gegen Kriens. Wie haben Sie die Partie erlebt?

Martin Laubacher: Der Auftritt war okay. Zumindest Einstellung und Kampf waren vorhanden. Beim untereinander motivieren, dies vor allem während des Spiels, könnte man noch einen Zacken zulegen. Aber am meisten fehlt die handballerische Leistung. Es reicht einfach nicht. Mit so vielen Fehlschüssen und technischen Fehlern gewinnt man kein Spiel.

Ist der Abstieg damit besiegelt?

Alles ist noch möglich. Wir haben noch vier Spiele und können noch acht Punkte holen, dann würde es wohl noch reichen. Aber eben, es muss alles zusammenpassen. Es braucht jetzt Punkte, Glauben und Glück.

Planen Sie schon mit der 2. Liga?

Klar, den wahrscheinlichen Abstieg müssen wir für die nächste Saison berücksichtigen. Dies vor allem bei der Trainer- und Kaderplanung.

Was würde der Abstieg für Handball Wohlen bedeuten?

Es wäre natürlich schade, aber es ist nicht der Weltuntergang. Ein Abstieg ist zudem auch eine Chance. Und: Ein Wiederaufstieg wäre dann zwar schwierig, aber auch richtig geil.

Die Trainer wirken während den Spielen ratlos, oder?

Diese Meinung kann ich nur teilweise bestätigen. Die Trainer geben ihr Bestes, aber die Tore können sie nicht selber schiessen. Das Team scheitert zu oft an sich selbst. Selbstvertrauen sowie die Übernahme von Verantwortung fehlen, dies auch ab und zu bei den Routiniers.

Bleibt Chechele Trainer?

Ein Trainerwechsel ist aktuell kein Thema. Der Spirit im Team stimmt, aber man ringt halt mit der Umsetzung auf dem Feld.

Wie lange bleiben Sie noch Präsident von Handball Wohlen?

Mein Nachfolger steht bereit. Den Namen behalten wir noch für uns. Der Wechsel ist auf den Start in die Saison 2023/2024 geplant. --spr