Matchbericht Barrage: Eis vs. CS Chênois Genève Handball
Es hat nicht gereicht
Handball Wohlen steigt in die 2. Liga ab
Nach der Niederlage gegen Genf ist es definitiv. Handball Wohlen kann sich nicht mehr vor dem Abstieg retten. Die Weichen für die Zukunft sind aber gestellt.
Den Willen und den Einsatz kann man den Wohler Handballern im Spiel gegen Chênois Genf nicht absprechen. Wären sie über die gesamte Saison so aufgetreten wie bei der 24:27-Heimniederlage, hätte man den Abstieg vielleicht noch verhindern können. So muss man nach einem Jahr in der 1. Liga wieder runter. Dort wird man gemeinsam mit dem HC Mutschellen ein Team stellen.
Handball, 1. Liga, Abstiegsbarrage: Handball Wohlen – Chênois Genf 24:27 (13:14) – Wohlen ist abgestiegen
Es ist bittere Tatsache. Der Abstieg ist besiegelt. Handball Wohlen zeigt gegen Genf ein gutes Spiel – und verliert trotzdem. Die jungen Wohler scheitern. Auch an sich selbst. Morgen Samstag geht es auswärts nach Frick (17 Uhr). Für die Wohler geht es um nichts mehr – ausser um die Ehre.
Josip Lasic, Wohler Anzeiger
Es ist eine Szene, die bezeichnend ist für das Spiel, vielleicht für die ganze Saison der Wohler. Die Freiämter liegen gegen Genf mit 15:16 zurück, als Tiago Botelho einen Pass der Gäste abfängt. Er feiert den Ballgewinn ausgiebig. Die Chance auf einen Konter und den Ausgleich ist da. Botelho will zu einem Mitspieler passen – doch ein Genfer holt sich den Ball zurück und wirft ins verwaiste Tor. Pech. Und auch Unvermögen.
Wenig später hält Sascha Rudi im Wohlen-Tor einen Penalty. Der Ball landet bei Björn Staubli. Der Ausgleich könnte fallen, doch dem 17-jährigen Talent unterläuft ein Schrittfehler.
Es sind solche kleinen Dinge, die den Wohlern in einem knappen Spiel gegen Genf das Genick brechen. Die Freiämter bleiben über die gesamte Spielzeit am Gegner dran, holen immer wieder auf, schaffen es aber nie, in Führung zu gehen, geschweige denn sich abzusetzen. Unter anderem wegen solcher vermeidbarer Fehler. War es der Druck? Pech? Ein bisschen von beidem? «Ich denke wirklich, dass wir ein wenig Pech hatten in diesem Spiel», sagt Interimstrainer und Präsident Andreas Stierli. «Gefühlt ist jeder Abpraller beim Gegner gelandet. Es hat nicht so viel gefehlt. Der Sieg wäre machbar gewesen. Schade.» Auffällig: Die Genfer erzielen gleich mehrere Tore, während die Schiedsrichter Zeitspiel anzeigen. Auch da ist jeweils eine Portion Pech dabei.
Eine 180-Grad-Wende
Was man Wohlen hoch anrechnen muss: Das Team präsentiert sich komplett anders als noch im letzten Heimspiel gegen Flawil. Dort hatte man den Eindruck, dass sich die Mannschaft beinahe ohne Gegenwehr abschlachten lässt. Trainer Ingmar Steiger schmiss danach hin. Andreas Stierli und Stefan Sprenger übernahmen interimistisch. Beim folgenden Auswärtsspiel in der Ostschweiz zeigen die Freiämter ein ganz anderes Gesicht. Und nun bestätigen sie das mit der Leistung gegen die Genfer. Die Wohler wollen, kämpfen, wehren sich nach Kräften – aber gehen am Ende trotzdem als Verlierer vom Platz. «Ich glaube, dass ich das auf meine Kappe nehmen muss», sagt Stierli. «Ich habe wohl zu lange zugesehen bei der Trainerfrage. Statt abzuwarten, bis Ingmar Steiger hinschmeisst, hätte ich selbst vielleicht früher handeln müssen. Denn indem man dieses Team stärker motiviert, hätte man da noch einiges herausholen können.» Sein Fazit: «Es wäre mehr dringelegen in dieser Saison.»
Wo man Stierli etwas in Schutz nehmen muss: Dass die Mannschaft nach dem Trainerwechsel eine solche 180-Grad-Wende hinlegt, hätten die wenigsten erahnen können. Nach der Klatsche gegen Flawil war der Präsident der Ansicht, dass man aktuell wenig in der 1. Liga verloren hat. Zu dem Zeitpunkt konnte man ihm nur schwer widersprechen. Nach dem Auftritt gegen Genf kann man diese Aussage nicht mehr unterschreiben. Und auch Stierli hat seine Meinung revidiert. Und trotzdem muss man den Gang in die 2. Liga antreten.
Die Entscheidung in diesem Spiel fällt in der Schlussphase. Nach 45 Minuten liegt Wohlen mit 20:23 hinten. Doch das Heimteam dreht auf. Simon Eser schiesst in der 51. Minute das 24:24. Das Momentum scheint endgültig auf die Seite der Wohler gekippt zu sein.
Die 200 Zuschauer in der Hofmattenhalle peitschen das Team an. Genf geht die Puste aus, wirkt verunsichert. Sie machen Fehler und laden die Wohler regelrecht ein, die Partie zu drehen. «Da kam das Nervenflattern», sagt Interimstrainer Stefan Sprenger. Die jungen und unerfahrenen Wohler scheitern im Abschluss gleich mehrfach. Am gegnerischen Torhüter und an sich selbst. Bis zum Ende erzielen die Wohler kein Tor mehr. Genf ist abgezockt genug und krallt sich den Sieg. «Das kann passieren. Die meisten Spieler sind sehr jung und der Druck war in dieser Phase gross. Wichtig ist, dass man aus diesen Situationen etwas lernt und für die Zukunft mitnimmt», sagt Sprenger. Auch er teilt die Meinung von Stierli und sagt: «Hätten wir immer so viel Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und Feuer gezeigt wie heute, dann wären wir wohl nicht abgestiegen.»
Eine undankbare Aufgabe in Frick
Doch nun ist es definitiv und endgültig. Wohlen verabschiedet sich aus der 1. Liga. Da Genf und Frick gegeneinander unentschieden gespielt haben, ist noch unklar, wer die Klasse hält.
Die Freiämter haben die undankbare Aufgabe morgen Samstag, 17 Uhr, auswärts bei Frick anzutreten. In einem Spiel, in dem es für sie nichts mehr zu holen gibt. «Ich könnte jetzt mit Floskeln um mich werfen, dass das keinen Unterschied macht. Aber selbstverständlich ist die Motivation eine andere. Wir versuchen dennoch unser Bestmögliches. Nur schon der Fairness halber gegenüber Frick und Genf. Wir wollen uns mit Anstand aus der 1. Liga verabschieden. Und wenn es für einen Sieg reicht, dann reicht es.»
Die Enttäuschung ist noch gross bei Handball Wohlen. Trotzdem versucht der Präsident den Blick nach vorne zu richten. «Es ist ja nichts Tragisches passiert. Wir sind letzte Saison am grünen Tisch aufgestiegen und haben insgesamt eine bessere Saison hingelegt, als die meisten von uns erwartet haben, und steigen mit mehr Punkten ab als noch in der vorletzten Saison. Jetzt spielen wir in der 2. Liga. Davon geht die Welt nicht unter.» Allerdings wird es grössere Änderungen geben (siehe Text daneben).
Das letzte Spiel als «Handball Wohlen»
Wohlen und Mutschellen: Die Weichen für die Zukunft werden gestellt
Neben Handball Wohlen ist mit dem HC Mutschellen auch ein zweiter Freiämter Verein aus der 1. Liga abgestiegen. In der kommenden Saison werden die beiden Vereine gemeinsam um den Wiederaufstieg kämpfen. Wie Andreas Stierli, Präsident Handball Wohlen, betont, will man ein Gefäss kreieren, mit dem der Nachwuchs die Möglichkeit hat, den Sprung in eine erste Mannschaft zu schaffen, die in der 1. Liga vorne mitspielt.
Unter welchem Namen die Teams künftig auflaufen werden, ist noch nicht bekannt und wird demnächst kommuniziert. Was schon bekannt ist, sind die neuen Trainer. «Da warten wir noch das Spiel gegen Frick ab, bevor das nach aussen geht», sagt Stierli. «Das ist mit Mutschellen so abgesprochen. Ich kann aber sagen, dass das Trainerduo eines der Besten auf diesem Niveau ist.»
Galliker und Horn verabschieden sich
Das Spiel gegen Genf war also das letzte Heimspiel der ersten Mannschaft unter dem Namen «Handball Wohlen». Und auch sonst gibt es einige Änderungen. Flavio Galliker wird nicht mehr für die erste Mannschaft spielen. Das Gleiche gilt für Dennis Horn, der ein halbes Jahr im Austausch in Skandinavien weilen wird. Unklar ist, wie es bei Simon Eser weitergeht, der in Fribourg studiert. «Auch bei einigen der älteren Spieler ist noch nicht bekannt, ob sie weitermachen. Zu einem grossen Teil wird das Team aber zusammenbleiben», so Stierli.
Gegen Genf haben zumindest viele junge Spieler im Wohler Team angedeutet, dass sie Potenzial für die 1. Liga haben. Potenzial, auf dem sich aufbauen lässt. Man darf gespannt sein, in welcher Konstellation die Mix-Mannschaft aus Mutschellen und Wohlen in die kommende Saison gehen wird. Bevor es so weit ist, wird die erste Mannschaft der Wohler noch morgen Samstag in Frick ein letztes Spiel in der aktuellen Zusammensetzung bestreiten. --jl